DI15. September, 19:00UHR

MUSLIMISCHER JUDENHASS: IST ES ANTISEMITISMUS?

STEVEN BELLER – DORON RABINOVICISteven Beller, Doron Rabinovici

Im Herbst 2014, noch vor den Anschlägen in Paris, doch nach dem Krieg in Gaza, entbrannte eine Debatte zwischen dem in Washington ansässigen Historiker Steven Beller und dem Wiener Schriftsteller und Historiker Doron Rabinovici. Beller, der wichtige Arbeiten zur österreichischen Geschichte, zum jüdischen Wien und zu Antisemitismus veröffentlicht hatte, plädierte dafür, die muslimischen Attacken gegen Israel und Juden nicht als Antisemitismus zu bezeichnen. Sie sollten vielmehr im Kontext des Nahostkonflikts begriffen werden. Doron Rabinovici, der ebenfalls über jüdische Geschichte und Identität in Österreich geschrieben und den Band „Der neue Antisemitismus. Eine globale Debatte“ mit herausgegeben hatte, widersprach seinem Freund und Kollegen. Rabinovici bestand darauf, angesichts der islamistischen Ideologie und des Anstiegs muslimischer Judenfeindlichkeit in Europa deren antisemitischen Kontext und deren irrationale Dimension zu benennen. Aus diesem ersten Austausch erwuchs eine Diskussion zwischen beiden, die unter dem Titel „Muslim Hostility to Israel and Jews in Europe: Is it Antisemitism as we know it?“ auf dem Blog des britischen Intellektuellen und Publizisten Antony Lerman erschien. (http://antonylerman.com/2014/09/17/muslim-hostility-to-israel-and-jews-in-europe-is-it-antisemitism-as-we-know-it/)
Auch ein Jahr, nachdem ihr Dialog im Netz publiziert wurde, hat das Thema nichts an Brisanz und Aktualität eingebüßt.

Einleitende Worte und Moderation:
Isolde Charim, philosopher and curator of the series

Steven Beller, Historiker und unabhängiger Wissenschafter; Publikationen: Vienna and the Jews 1876 – 1938, Cambridge University Press (1989), Theodor Herzl, Peter Halban Books, London (1991), Francis Joseph, Addison Wesley Longman (1996), A Concise History of Austria, Cambridge University Press (2006), Antisemitism: A Very Short Introduction, Oxford University Press (2007)

Doron Rabinovici, Autor und Historiker, Publikationen u.a.: Andernorts. Roman; (Suhrkamp – August 2010), Der ewige Widerstand. Über einen strittigen Begriff; (styria – 2008), Ohnehin. Roman; (Suhrkamp – 2004), Instanzen der Ohnmacht. Wien 1938-1945. Der Weg zum Judenrat; (Jüdischer Verlag bei Suhrkamp – 2000)

MO21. September, 19:00UHR

WAS LINKE DENKEN

DAS NEUE BUCH VON ROBERT MISIKWas Linke denken

Oft ist zu hören: Es herrscht Entideologisierung. »Links«, das ist doch heute mehr so ein Gefühl. Vorschnelle Befunde. Denn der zeitgemäße Linke hat sehr wohl ein paar Bruchstücke an Theorien im Kopf: Marx’ Lehren über die Widersprüche des Kapitalismus; Eduard Bernsteins Postulat, dass Reform im Rahmen des Systems möglich ist; Antonio Gramscis Gedankengänge über Zivilgesellschaft und Hegemonie; den leicht depressiven kulturkritischen Sound der Frankfurter Schule von Walter Benjamin bis Jürgen Habermas; Michel Foucaults Traktate, dass sich Macht eher in Machtknoten dezentriert hat und dass die Unterdrückten bei ihrer Beherrschung mitmachen; eine Prise postmoderne Theorie, dass die Idee einer Wahrheit auch nur eine Täuschung ist; ein großer Schöpflöffel Keynes, ein kleiner Schuss postkoloniale Theorie und viel Entfremdungskritik.

Robert Misik beschreibt in seinem neuen Buch rasant und amüsant von A wie Adorno bis Z wie Žižek, aus welchen Brocken sich zeitgenössisches linkes Denken heute zusammensetzt.

Robert Misik, Journalist und Autor
im Gespräch mit
Andreas Babler, Bürgermeister Traiskirchen
Lisa Mittendrein, attac (tbc)

Moderation: Eva Linsinger, Journalistin

Robert Misik
Was Linke denken: Ideen von Marx über Gramsci zu Adorno, Habermas, Foucault & Co
ca. 160 Seiten, gebunden
ISBN 978-3-7117-2030-6.
14,90 Euro inkl. MWSt.
Erscheint im September 2015
Auch als E-Book erhältlich

 

DO24. September, 19:00UHR

JEALOUSY – A HUMAN SENTIMENT

Giulia SissaGiulia Sissa
University of Calilfornia Los Angeles

Immanuel Kant claims that sexual pleasure violates the humanity of a person. Desire itself transforms its object (and its cause) into an object/thing. Desire itself, in other words, objectifies/reifies everything it touches. The logic of the argument relies on the premise that there is something intrinsically despicable, in the sexual act itself. Eros degrades a person, ipso facto, to the level of a Sache. A moral posture of disapproval, religiously adopted a priori, generates the conflation of the grammatical and the ontological meanings of the word „object“. A systematic blame of pleasure, at work in every sentence, word and syllable of Kantian anesthetic humanism, reduces Eros to hunger for inhuman meat. The flesh is just veal roast. Feminist theory, after Simone de Beauvoir, has been fascinated by this unsavory cuisine. But a different kind of unfinished Enlightenment can take Eros out of the Kingdom of Ends.

Moderator: Philipp Blom, Author and Historian

MI30. September, 19:00UHR

"AUS EUCH WIRD NIE WAS"

Bruno Kreisky Forum für internationalen DialogNorbert Mayer, Elisabeth Orth
und Amalthea Signum Verlag
laden zu einem Gespräch mit
Elisabeth Orth und Norbert Mayer

In ihren Erinnerungen erzählt Elisabeth Orth über ihre Familie, ihre Kindheit im Krieg, ihre Jugend in der Nachkriegszeit, über die Jahre in Deutschland und die zweimalige Rückkehr nach Wien. Ganz nah kommt der Leser ihr in diesen Erzählungen.
Die Kollegen und Regisseure, mit denen die Künstlerin gearbeitet hat, sind ein Who’s Who des deutschsprachigen Theaters, von Oskar Werner, Klaus Maria Brandauer über Gert Voss bis zu Nicholas Ofczarek; von Peter Zadek und Andrea Breth über Martin Kušej bis Robert Borgmann.
Elisabeth Orth ist des Spielens noch lange nicht müde. Deshalb kann »Aus euch wird nie was« nur ein Zwischenbericht sein.

Im Anschluss signiert Elisabeth Orth ihr Buch bei Brot & Wein

Elisabeth Orth, geboren 1936 in Wien, absolvierte das Max Reinhardt Seminar. Nach ersten Engagements am Volkstheater und am Theater der Courage ging sie nach Ulm und ans Residenztheater in München. Am Burgtheater debütierte sie 1965, 1968 wurde sie dort Ensemblemitglied, unterbrochen durch ihr Engagement an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin 1955 bis 1999. Sie ist Trägerin der Kainz-Medaille, des Grillparzer-Rings und des Österreichischen Ehrenkreuzes sowie Ehrenmitglied des Burgtheaters.
Norbert Mayer, geboren 1958 in Fürstenfeld, war in Graz, Brüssel, Berlin und Wien als Journalist tätig, unter anderem bei »Der Standard«, »Berliner Zeitung« und »Kurier«. Seit 2003 Leitender Redakteur der »Presse«.

»AUS EUCH WIRD NIE WAS« Erinnerungen. Aufgezeichnet von Norbert Mayer
1. Auflage, mit zahlr. Abb., 256 Seiten, ISBN: 978-3-85002-911-7, Preis: 24.95 EUR