MI04. November, 19:00UHR

MONEY AND POWER. FLOODING EUROPE WITH DEMOCRACY

VENUE:Yanis Varoufakis
Vienna University of Economics and Business | Building TC, Audi Max,

Welthandelsplatz. 1, 1020 Wien

Yanis Varoufakis
Economist; Former Minister for Finance of Greece

The world’s largest economy, the Eurozone, is governed by an informal group, the Eurogroup, which subscribes to no written rules, meets secretly and without minutes being taken, and which is accountable to no legally instituted body or Parliament. Is this the Europe that Adenauer, De Gaulle, Brandt, Kreisky, Giscard, Schmidt, Berlinguer, Kohl, Mitterrand etc. had worked towards? Or is it the epitaph of the Europe that Europeans had always thought of as a beacon of democracy, a point of reference, a compass for peoples far and wide?
When politics and money are “de-politicised” what happens is that democracy dies. And when democracy dies, authoritarianism raises its ugly head, confining prosperity to the very few who cannot even enjoy it behind the gates and the fences they need to erect to protect themselves from their victims.
To counter this dystopia, the people of Europe are now waking up to re-embrace a radical idea: the conviction that democracy is not a luxury afforded to creditors and declined to debtors.

Moderation:
Robert Misik, Journalist and Author

Yanis Varoufakis
is an academic economist who was elected to Greece’s Parliament in January 2015 and then served as Greece’s Minister of Finance from January to July 2015. He is currently working towards the establishment of a Pan-European political network for democratizing Europe’s money and power. Varoufakis new book on the euro is entitled And the Weak Suffer What They Must? Europe’s crisis, America’s economic future. Previous books include The Global Minotaur: America, Europe and the Future of the Global Economy and several academic texts on economics and game theory. He describes himself as a ’libertarian Marxist’: „In truth, Karl Marx was responsible for framing my perspective of the world we live in, from my childhood to this day. It is not something that I volunteer to talk about in ’polite society’ much these days because the very mention of the M-word switches audiences off.“

in cooperation with Roter Börsenkrach, Gesellschaft Plurale Ökonomik Wien, Mastervertretung VW.Sozök.SEEP (WU)

LECTURE

DI10. November, 19:00UHR

DIE BEZIFFERTE WELT. WIE DIE LOGIK DER FINANZMÄRKTE DAS WISSEN BEDROHT

Colin CrouchColin Crouch

Im Herbst 2014 wurde bekannt, dass der englische National Health Service in Zukunft jedem Arzt 55 Pfund bezahlen wollte, der bei einem Patienten Demenz diagnostiziert. Die Empörung war groß: Steigt so nicht das Risiko von Fehldiagnosen? Wissen Ärzte nicht auch ohne solche Anreize, was zu tun ist? Das Beispiel zeigt, dass die Logik des Neoliberalismus trotz der großen Krise weiterhin auf dem Vormarsch ist. Der damit verbundene Wandel betrifft alle Lebensbereiche: Schulen, Krankenhäuser und Polizei werden im Rahmen des großen Zahlenspiels umstrukturiert und dem Diktat der Kennziffern unterworfen; aus Studenten und Fahrgästen sollen Kunden werden, die agieren wie Rechenmaschinen. Auf dem Weg in die »Informationsgesellschaft« bleibt eine zentrale Ressource auf der Strecke: das Wissen selbst.
Colin Crouch zeichnet nach, wie der Neoliberalismus alternative Formen des Wissens und der Expertise korrumpiert. Anders als seine Apologeten behaupten, ist der Markt keine perfekte Wissensmaschine, die aus anonymen Entscheidungen Transparenz herbeizaubert, im Gegenteil: Lässt man die Logik der Finanzmärkte ungehindert operieren, kann sie das Immunsystem unserer Gesellschaften zerstören.

Colin Crouch ist britischer Politikwissenschaftler und Soziologe und lehrt als Professor für Governance and Public Management an der University of Warwick. Mit seiner zeitdiagnostischen Arbeit zur Postdemokratie und dem gleichnamigen, 2004 veröffentlichten Buch wurde er international bekannt.

Moderation:
Robert Misik, Journalist und Autor

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Buch Wien 2015 statt. Das Buch von Colin Crouch „Bezifferte Welt. Wie die Logik der Finanzmärkte das Wissen bedroht“ erscheint im September 2015 im Verlag Suhrkamp.

FR13. November, 19:00UHR

GENERATION ALLAH. ÜBER DIE URSACHEN JUGENLICHER RADIKALISIERUNG UND WARUM WIR IM KAMPF GEGEN DEN RELIGIÖSEN EXTREMISMUS UMDENKEN MÜSSEN

Ahmad MansourAhmad Mansour

Ahmad Mansour ist arabischer Israeli und lebt seit über zehn Jahren in Berlin. Er ist Diplom-Psychologe und arbeitet an Projekten gegen Extremismus, außerdem ist er Programme Director bei der European Foundation for Democracy. Für seine Arbeit erhielt er den Moses-Mendelssohn-Preis zur Förderung der Toleranz. Er hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema Salafismus und Antisemitismus vorgelegt.

Warum zieht es Jugendliche in den Dschihad? Ist der Islam verantwortlich für den Terror? Und wie können wir uns dem religiösen Extremismus stellen? Bislang stehen Politik, Gesellschaft und besonders die Schulen diesen Fragen mehr oder weniger hilflos gegenüber. Kein Wunder, denn die Debatten werden falsch geführt, wie der renommierte Psychologe und Islamexperte Ahmad Mansour nachdrücklich zeigt. Was sind die Motive jugendlicher Islamisten? Mansour beantwortet diese Frage mit beeindruckender Klarheit. Denn kaum einer kennt wie er beide Seiten. Bevor er den mühsamen Ausstieg schaffte, war er selbst radikaler Islamist. Jetzt arbeitet der 39-jährige in Berlin als Psychologe und betreut Familien von radikalisierten Jugendlichen. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen und seiner konkreten Präventionsarbeit zeigt er, dass Deradikalisierung möglich ist und plädiert für eine Reform des praktizierten Islam.

Einführende Worte und Moderation:
Isolde Charim, Philosophin und Kuratorin der Reihe „Fundamentalismus und Moderne“

Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit der Buch Wien 2015 statt. Ahmad Mansours Buch „Generation Allah. Über die Ursachen jugendlicher Radikalisierung und warum wir im Kampf gegen den religiösen Extremismus umdenken müssen“ erscheint im S. Fischer Verlag im Oktober 2015.

DI17. November, 19:00UHR

DER HUNGER

Martin CaparrósMartin Caparros
Schriftsteller und Journalist
 

Alle zwölf Sekunden stirbt irgendwo auf der Welt ein Kind unter fünf Jahren an den Folgen von Unterernährung. Das sind drei Millionen Kinder im Jahr. Insgesamt knapp neun Millionen Menschen. Jedes Jahr. Wir wissen das, wir kennen die Zahlen. Der Hunger ist, so heißt es, das größte lösbare Problem der Welt. Es sieht aber nicht so aus, als würden wir es in absehbarer Zeit lösen. Und das ist eine Schande.
Fünf Jahre hat Martín Caparrós den ganzen Globus bereist, um diese Schande zu kartografieren: Er war in Niger, wo der Hunger so aussieht, wie wir ihn uns vorstellen; in Indien, wo mehr Menschen hungern als in jedem anderen Land; in den USA, wo jeder Sechste Problem

e hat, sich ausreichend zu ernähren, während jeder Dritte unter Fettleibigkeit leidet; in Argentinien, wo Nahrungsmittel für 300 Millionen Menschen produziert werden, obwohl sich viele Bürger kein Fleisch mehr leisten können.  
Am Ende dieser Reise steht ein einzigartiges Buch: Großreportage, Geschichtsschreibung und wütendes Manifest. Der Hunger, so Caparrós, ist keine Naturkatastrophe, die schicksalhaft über die Menschen hereinbricht. Der Hunger ist der krasseste Ausdruck der gigantischen sozialen Ungleichheit in einer Welt, in der das reichste Prozent mehr besitzt als alle anderen zusammen.

Moderation:
Robert Misik
, Journalist und Autor

Martín Caparrós,
geboren 1957 in Buenos Aires, ist Schriftsteller, Journalist und einer der bedeutendsten öffentlichen Intellektuellen der spanischsprachigen Welt. Für seine Essays und Romane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Premio Heralde und den renommierten Journalistenpreis Rey de España.

In Kooperation mit SUHRKAMP

DO19. November, 19:00UHR

ORIENTALIST GENEALOGIES: THE SPLIT ARAB/JEW FIGURE REVISITED

Ella ShohatElla Shohat
Professor of Cultural Studies at New York University

Moderation
Bashir Bashir, Hebrew University of Jerusalem

Ella Habiba Shohat, Professor of Cultural Studies at New York University. Her work focuses on issues such as Eurocentrism, Orientalism, postcolonial and transnational approaches to Cultural Studies. Since the 1980s she has developed critical approaches to the study of Mizrahi Jews in the context of Israel and Palestine. Born into a Baghdadi family, Ella Shohat defines herself as an Arab-Jew.

DI24. November, 19:00UHR

WIR ERBEN. WAS GELD MIT MENSCHEN MACHT

Julia FriedrichsJulia Friedrichs
Journalistin und Autorin

Drei Billionen Euro werden in den nächsten zehn Jahren ihren Besitzer wechseln. Die Nachkriegsgeneration, in der alten Bundesrepublik zu Wohlstand gelangt, wird ihr Vermögen nun weitergeben. Julia Friedrichs hat sie getroffen: Erben und Erblasser. Was diese gewaltige Erbwelle für unsere Gesellschaft bedeutet, schildert sie anhand zahlreicher Begegnungen. Sie leben mitten unter uns und doch im Verborgenen. Wir kennen sie, und doch wissen wir nichts von ihnen.
Julia Friedrichs begibt sich in eine nahezu unsichtbare Parallelgesellschaft und erzählt die Geschichten von Menschen, deren Leben durch ein Erbe bestimmt wird. Sie entdeckt ein Land, das wie kaum ein anderes Erbe begünstigt und Arbeit belastet. Warum gibt es kaum Debatten um diese Ungleichheit? Und was bedeutet es für eine Gesellschaft, wenn vor allem der ein sorgenfreies Leben führt, der in die richtige Familie hineingeboren wird, und nicht der, der Engagement und Ideen einsetzt? Auf der Suche nach Antworten gelingt der Autorin ein ebenso lebendiges wie vielschichtiges Porträt der Menschen, die Deutschland künftig prägen werden.

Moderation:
Robert Misik, Journalist und Autor

Julia Friedrichs
Wir Erben. Was Geld mit Menschen macht
berlinVerlag 2105
320 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-8270-1209-8
€ 20,60 [A]