DI09. Jänner, 19:00UHR

TOWARDS THE 4TH AL SAUD STATE? SAUDI ARABIA UNDER MOHAMMED BIN SALMAN

Fatiha Dazi-Heni
Researcher on Arabian Peninsula and Gulf regional and security issues, IRSEM: Institute for Strategic Research of Ecole Militaire, Paris; and Associate professor at the Political Institute of Lille

In June 2017 King Salman bin Abdulaziz Al Saud replaced Crown Prince Mohammed bin Nayef with his own son, Mohammed bin Salman. Since then MbS, as he is often called, has sought to consolidate his power, also acting against possible competitors in the Saud family, and pressed ahead with his plans for economic and social liberalization. The youngest defense minister in the world is at the forefront of a new assertive and hardliner regional policy in strong cooperation with his mentor, Mohammed Bin Zayed, Crown prince of Abu Dhabi.

Moderation: Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

MI10. Jänner, 19:00UHR

MODEL LABOUR PARTY

How Labour made it in Islington

Andrew Hull
Labour Councillor, Executive Member for Finance, Performance and Community Safety; Islington, London

Der Stadtteil Islington in London ist ein alter Arbeiterklassen-Wohnbezirk, eine Labour-Party Hochburg, Heimatbezirk von Jeremy Corbyn aber auch eine der ärmsten und sozial gespaltesten Regionen von ganz England. Zwischen 60 und 75 Prozent der Stimmen erreichte Labour bei den vergangenen Wahlen in den verschiedenen Distrikten des Bezirkes.
Labour hat in den vergangenen Jahren einige Aufsehen erregende Aktivitäten gesetzt, um den Stadtbezirk vorwärts zu bringen.

Mit Konzepten des Community Organizing wird die Bevölkerung involviert und aktiviert, sie wird ermutigt, ihre Bedürfnisse zu formulieren und sie werden vom lokalen Stadtrat aufgenommen.
Eine der spektakulärsten Aktivitäten war die Einrichtung einer Islington Fairness Commission, der Andy Hull und der Gleichheitsforscher und Gesundheitssoziologe Richard Wilkinson vorstanden. Diese Kommission erarbeitete, was das Leben in Islington ungleich und unfair macht und setzte Aktivitäten für mehr Gleichheit im Bezirk, vom Gesundheitssystem bis zum Schulwesen. Dabei geht es auch um Mikromaßnahmen, die den Zusammenhalt im Bezirk wieder stärken.
Aber auch weitreichende Maßnahmen hat die Fairness Commission durchgesetzt. So wurde beschlossen, dass alle Beschäftigten des Stadtrats mindestens einen „Living Wage“ (einen Lohn, von dem man leben kann) von 10,20 Pfund pro Stunde erhalten, und dass auch jene privaten Unternehmen, die öffentliche Aufträge erhalten wollen, ihren Beschäftigten einen solchen „Living Wage“ bezahlen müssen.
Andy Hull wird berichten, wie es die Labour Party in Islington schaffte, wieder zu einer lebendigen Party zu werden, die auch Vertrauen bei den ärmsten Teilen der Bevölkerung zurück gewonnen hat.

Moderation: Robert Misik, author and journalist

DIE VERANSTALTUNG FINDET IN ENGLISCHER SPRACHE STATT

MO15. Jänner, 19:00UHR

SHIP OF FOOLS

How Brexit is Shrinking British Diplomatic Power

Fintan O’Toole
has been an op-ed columnist for The Irish Times on issues of political and social affairs since 1988. His writings on Brexit have won both the European Press Prize and the Orwell Prize for Journalism. He has written more than a dozen books; most recently he edited the book of the newspaper’s series Modern Ireland in 100 Objects. Awards include the AT Cross Award for Supreme Contribution to Irish Journalism. Throughout his career O’Toole has been a strong critic of political corruption. In 2011 he was named one of „Britain’s top 300 intellectuals“ by The Observer despite not being British or living in Britain. O’Toole teaches half of the year as Leonard L. Milberg visiting lecturer at Princeton University.
The reckless decision to leave the European Union, and the fantasies that fueled it, have destabilized the United Kingdom itself. Where is Britannia headed? Great Britain might break into Little England and its other parts before it might be able to establish Empire 2.0. A harsh task ahead for the United Kingdom: It needs to square the circle between new English nationalism and the dream of Global Britain.

Moderation: Tessa Szyszkowitz, journalist and author

Philoxenia is a new lecture series curated by the London based Austrian journalist and author Tessa Szyszkowitz. 2016 was the year when fear, xenophobia and right wing populism upstaged rationality. Donald Trump was elected to the White House and Britain voted in a referendum to leave the European Union. But counterforces are assembling to think about alternatives to fear and xenophobia as driving forces of political processes. Philoxenia wants to do just that: Welcome guests to exchange thoughts in order to find answers together to the challenges of the 21st century.

DI16. Jänner, 19:00UHR

IRAQI KURDISTAN AFTER THE REFERENDUM

Dlawer Ala’Aldeen
President, Middle East Research Institute (www.meri-k.org)

When they voted for independence from Iraq on September 25, many Iraqi Kurds felt a dream come true. However, the vote had not only been opposed in Baghdad, also many international leaders had advised the Kurdish leadership against it. In the weeks after the referendum Iraqi forces took control of many areas the Kurds had hoped to add to their territory. The Kurdish dream seems in tatters.

Moderation: Gudrun Harrer, Senior Editor, Der Standard; Lecturer on Modern History and Politics of the Middle East, University of Vienna and Diplomatic Academy of Vienna

MO22. Jänner, 19:00UHR

ZUM GEBURTSTAG VON BRUNO KREISKY

„Der Mut zum Unvollendeten“

Festvortrag von Christian Kern

In Kreiskys Denken und Wollen spielte – wie er es selbst formulierte – „Der Mut zum Unvollendeten“ eine große Rolle. Das hatte nichts mit Zögerlichkeit oder Halbherzigkeit zu tun. Der Mut zum Unvollendeten bedeutete vielmehr, dass Ideologien und gesellschaftliche Strukturen für ihn kein in sich geschlossenes endgültiges System waren und schon gar kein Endstadium der Geschichte. Es war ein Bekenntnis zum Neuen, zur schrittweisen Reform, ein Bekenntnis zur Überprüfbarkeit politischer Entscheidungen im Sinne von Karl Popper. Und es war eine Abgrenzung gegenüber dogmatischen oder gar totalitären Positionen.
Jedes politische und gesellschaftliche System ist unvollendet und muss unvollendet sein. Denn, was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden. Die Freiheit dazu darf man ihnen nicht nehmen.

Im Anschluss: Brot & Wein


DO25. Jänner, 19:00UHR

"WER IST DAS VOLK?"

Katalonien, Schottland, Südtirol, Venetien, Lombardei, Korsika…
Sezession oder Autonomie? Europa der Nationen oder der Regionen?

Lesung und Gespräch

Sabine Gruber, Schriftstellerin
Francesco Palermo, Leiter, Institut für Vergleichende Föderalismusforschung, Eurac Research,
Bozen und Universität Verona
Werner A. Perger, Journalist

Moderation: Lorenz Gallmetzer, Journalist und Buchautor

Katalonien, Südtirol, Veneto, Lombardei, Korsika, Flandern, Schottland – in vielen Regionen Europas sind die Rufe nach mehr Autonomie oder gar Selbstbestimmung aufgeflammt. Zugleich erstarken politische Bewegungen, die dem Einigungsprozess der EU wieder die Stärkung der nationalstaatlichen Interessen entgegensetzen. Staat, Nation, Ethnie, Region – gefährden zentrifugale Tendenzen Europa?

Damit stellt sich die Grundsatzfrage nach den Vorteilen von sezessionistischen Prozessen. Nachdem es ethnisch, sprachlich und kulturell keine homogenen Regionen gibt, würden umgehend neue Minderheiten geschaffen. Italienisch sprechende in einem neuen „Deutsch-Südtirol“, Französischsprechende in Flandern, Kastilisch sprechende Spanophile in Katalonien usw. Denn wer ist denn letztlich das Volk?

MI31. Jänner, 19:00UHR

VERROHUNG DES BÜRGERTUMS

KATHRIN HARTMANN

Ökonomen und weite Teile der Mittelschicht sind überzeugt: ohne Hartz IV wäre Deutschland nicht so gut durch die Krise gekommen. Dieser zynischen Einigkeit stehen mehr als 16 Millionen Deutsche gegenüber, die in oder am Rande der Armut leben – enteignet, entrechtet, diskriminiert.
Kathrin Hartman zeigt, wie solche Diskurse heute zum Muster einer rhetorischen Spaltung und Diffamierung wurden: Unter den entwertenden Begriff „Unterschicht“ zusammengefasst wird diesen Armen, insbesondere Arbeitslosen, vor allem Verachtung und Misstrauen entgegen gebracht. Das Zerrbild des faulen Arbeitslosen dient dazu weitreichendste sozialen Einschnitte rechtfertigen und die Bürger gegeneinander aufzuhetzen.

Die Inszenierung des Schreckgespensts „Sozialschmarotzer“ soll von einer Politik ablenken, die Reiche begünstigt und die Allgemeinheit beraubt. Denn nur mit dem Begriffspaar „Leistungsgerechtigkeit“ versus „Sozialschmarotzer“ lässt sich die wachsende Kluft zwischen arm und reich rechtfertigen. Aber wenn Mittelschicht aus Abstiegsangst nach unten tritt anstatt sich zu solidarisieren, wird weiter von unten nach oben verteilt.
Hartmann führt das am Beispiel der deutschen und internationalen Diskussionen aus – hochaktuell, im Österreich der Kurz-Strache-Regierung.

Moderation: Robert Misik, Autor und Journalist

Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Nach einem Volontariat bei der »Frankfurter Rundschau« war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei »Neon«. 2009 erschien bei Blessing „Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt“, 2012 folgte dort „Wir müssen leider draußen bleiben“ über die neue Armut und 2015 „Aus kontrolliertem Raubbau“ über die Ideologie der Green Economy. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München. Im Februar 2018 erscheint ihr Buch „Die grüne Lüge“ (Blessing) mit Werner Boote, mit dem sie das Konzept für seinen Film „The Green Lie“ verfasste und darin mitwirkt. www.ende-der-maerchenstunde.de