SO02. Februar, 15:30UHR

„ICH BIN EINER DER 500 VON 150.000 – Wir sind alleine, alleine!“

Vortragende: Simon Wiesenthal im Interview, Christa Zöchling und Anton Pelinka im Gespräch

KREISKY FORUM SPECIALS

Simon Wiesenthal im Interview
Christa Zöchling und Anton Pelinka im Gespräch

„Ich bin einer der 500 von 150.000“
„Wir sind alleine, alleine!“

Im Anschluss:
Christa Zöchling, profil

im Gespräch mit

Anton Pelinka, Jurist und Politikwissenschaftler

Anmeldung: Österreichisches Filmmuseum

Im November 1997 interviewte Albert Lichtblau für die ZeitzeugInnensammlung der USC-Shoah Foundation über fünf Tage lang Simon Wiesenthal.
Wiesenthals Unermüdlichkeit, Ausdauer und Hartnäckigkeit, die TäterInnen des NS-Massenmordes an Jüdinnen und Juden vor Gericht zu bringen, hat den Millionen Opfern der NS-Diktatur Gerechtigkeit zukommen lassen.
Das Schweigen zu brechen, den Opfern eine Stimme zu geben, bleibt sein Verdienst – als einer der 500 Überlebenden der 150.000 Lemberger Jüdinnen und Juden.

Das historische Interview mit Simon Wiesenthal ist an sechs aufeinanderfolgenden Sonntagnachmittagen von 12. Jänner bis 16. Februar 2020, in sechs Teilen in voller Länge im Österreichischen Filmmuseum zu sehen. ExpertInnen und WeggefährtInnen vertiefen nach der Präsentation in einem Gespräch das Erzählte, steuern Selbsterlebtes, Wissenschaftliches und Anekdotisches bei.

In Kooperation mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien und dem Österreichischen Filmmuseum präsentiert das Kreisky Forum den Interviewabschnitt „WIR SIND ALLEINE – ALLEINE!“
Interviewdatum: 20.11.1997, Länge: 92 min.

In Kooperation und mit Unterstützung von: Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI), Österreichisches Filmmuseum, Jüdisches Museum Wien und USC Shoah Foundation

DI04. Februar, 19:00UHR

DEN BRUCH WAGEN. EIN ABEND ÜBER PETER KREISKY

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Eva Brenner, Julia Herr, Irmtraut Karlsson, Erwin Riess

EVA BRENNER, JULIA HERR, IRMTRAUT KARLSSON, ERWIN RIESS

DEN BRUCH WAGEN
Ein Abend über Peter Kreisky

Peter Kreisky wurde am 8. Mai 1944 im schwedischen Exil geboren, wohin sein Vater, der spätere Bundeskanzler Bruno Kreisky, vor den Nazis flüchten musste. Am 27. Dezember 2010 verstarb er während einer Bergwanderung auf Mallorca, wo er einen kurzen Weihnachtsurlaub verbrachte.

Zu seinem 75. Geburtstag erschien ein Buch über Peter Kreisky, den 68er, engagierten Wachstumskritiker und radikalen Demokraten – herausgegeben von seiner Lebenspartnerin Eva Brenner. Es stellt sein visionäres Denken und Handeln an den Rändern linker Bewegungen, seinen Kampf gegen Rassismus, Sexismus und Fundamentalismus in den Fokus und lässt Umrisse einer politischen Theorie erkennen.

Die Themen, die Peter Kreiskys ein Leben lang beschäftigt haben – die Zukunft des Sozialstaates, Feminismus, Flüchtlingsfragen oder das Zusammenschrumpfen der linken Szene und damit verbunden die mögliche Organisierung einer „neuen linken“ Gemeinschaft – sind heute so aktuell wie je.

 

Eröffnung und Lesung:
Eva Brenner, Theatermacherin

Gespräch:
Julia Herr, Nationalratsabgeordnete, Vorsitzende der Sozialistischen Jugen Österreich
Irmtraut Karlsson, Psychologin, Schriftstellerin und ehemalige Politikerin
Erwin Riess, Schriftsteller und Aktivist von „Selbstbestimmt Leben“ behinderter Menschen

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

DEN BRUCH WAGEN
Texte von und über Peter Kreisky
mandelbaum verlag 2019
Hg. Eva Brenner

MO10. Februar, 19:00UHR

SOLIDARITÄT. DIE ZUKUNFT EINER GROSSEN IDEE

Reihe: 2020: Das verlorene "Wir"
KuratorIn: Isolde Charim
Vortragende: Heinz Bude

Heinz Bude

SOLIDARITÄT
Die Zukunft einer großen Idee

Solidarität war einmal ein starkes Wort. Es geriet in Verruf, als jeder für sein Glück und seine Not selbst verantwortlich gemacht wurde. Heute ist die Gesellschaft tiefer denn je zwischen Arm und Reich gespalten. Natürlich gibt es ein Sozialsystem, das einen Ausgleich bewirkt. Dazu brauchen wir aber ein neues Verständnis von Solidarität. Wir sollten uns nicht damit begnügen, materielle Not zu lindern, sondern im anderen uns selbst als Mensch wiedererkennen. Erst durch diese freie Entscheidung zur Mitmenschlichkeit findet eine Gesellschaft wieder zusammen. Heinz Budes Reflexionen über die solidarische Existenz liefern die Antworten auf die soziale Frage unserer Zeit.

Heinz Bude, deutscher Soziologe und Hochschullehrer. Ab 1992 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung und ist seit 1997 dort Leiter des Arbeitsbereichs „Die Gesellschaft der Bundesrepublik“. Bude vertrat Lehrstühle an der Freien Universität Berlin und an der Viadrina in Frankfurt/Oder und war 1996 Visiting Scholar am Center for European Studies der Cornell University. Seit 2000 lehrt er als Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel mit den Arbeitsschwerpunkte sind Generations-, Exklusions- und Unternehmerforschung. Bude gehört zu den Initiatoren der Charta der Digitalen Grundrechte der Europäischen Union, die Ende November 2016 veröffentlicht wurde.

Moderation:
Isolde Charim, Philosophin, Autorin des Buches

Das Buch von Heinz Bude Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee ist im Jahr 2019 im Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München erschienen.

MO17. Februar, 19:00UHR

DIE BESONDERE VERANTWORTUNG

Reihe:
Vortragende: Eva Blimlinger

EVA BLIMLINGER

Die besondere Verantwortung
Eine republikanische Geschichtsstunde

Eva Blimlinger, Historikerin, Abgeordnete zum Nationalrat

Moderation:
Wolfgang Maderthaner
, Historiker, Verein Geschichte der Arbeiterbewegung

Die Rückstellung von während des Nationalsozialismus in Österreich entzogenen und arisierten oder im Notverkauf weit unter dem Wert abgegebenen Vermögenswerten an ihre rechtmäßigen Eigentümer wurde nur langsam und schrittweise angegangen.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lehnte Österreich jede Verantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes ab. Die Republik sah sich unter Berufung auf die Moskauer Deklaration von 1943 als erstes Opfer der Aggressionspolitik des Deutschen Reiches.
Erst 1991 gestand Bundeskanzler Franz Vranitzky die Mitschuld Österreichs an den Verbrechen des Nationalsozialismus ein, ab 1995 wurden Opfern des Nationalsozialismus eine einmalige Zahlung durch den Nationalfonds zugestanden. Im Washingtoner Abkommen von 2001 wurden versucht offene Fragen zu klären.
Auf die Entschädigungen besteht allerdings bis heute kein Rechtsanspruch; es handelt sich rechtlich um freiwillige Leistungen des Staates.

 Eva Blimlinger
ist österreichische Politikerin (Die Grünen) und Historikerin. Seit 23. Oktober 2019 ist sie Abgeordnete zum Nationalrat.
Von 2011 bis September 2019 war sie Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien. Von Jänner 2018 bis Juni 2019 war sie Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz.
Blimlinger war zwischen 1999 und 2004 Forschungskoordinatorin der Historikerkommission der Republik Österreich. Sie ist wissenschaftliche Koordinatorin der Kommission für Provenienzforschung und war bis Oktober 2019 Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Kunstrückgabebeirates.

DI18. Februar, 19:00UHR

THE PEOPLE

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Selina Todd

Selina Todd

THE PEOPLE
The rise and fall of the working class, 1910-2020

Schon der Titel von Selina Todds Bestseller The People: The Rise and Fall of the Working Class, 1910-2010 hat es in sich: Da wird beschrieben, wie die Arbeiterklasse aufstieg, von “den Armen” zu “dem Volk”. Die arbeitenden Klassen wurden zum zentralen, alles tragenden Bevölkerungsmilieu, “dem Volk” eben. Mit dieser Zentralität ging ein Stolz einher, die Zuversicht, dass es mit den “einfachen Leuten” langsam, aber stetig bergauf gehen werde. Bis dann politische und gesellschaftliche Veränderungen diese Tendenz wieder umkehrten, die Zukunftszuversicht durch Angst ersetzt wurde und die arbeitenden Klassen das Gefühl bekamen, immer mehr an den Rand gerückt zu werden. Auf Basis von Oral History Quellen und vielen eigenen Gesprächen gelingt Selina Todd ein Porträt der – vor allem, aber nicht nur – britischen Arbeiterklasse im 20. Jahrhundert. Wer die Wut und Entfremdung der arbeitenden Klassen in den letzten Jahren verstehen will kommt um Selina Todds grandiose Studie nicht herum.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Selina Todd
ist eine britische Historikerin und Schriftstellerin. Seit 2015 ist sie Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Oxford. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Geschichte der Arbeiterklasse, der Frauen und des Feminismus im modernen Großbritannien.

Diese Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

DO20. Februar, 19:00UHR

MOSUL AFTER ISIS

Reihe: Arab/Middle East Changes
KuratorIn: Gudrun Harrer
Vortragende: Omar Mohammed

Omar Mohammed

Mosul After ISIS
The Long Road to Stability

Omar Mohammed, native historian of Mosul and founder of Mosul Eye

Moderation:
Gudrun Harrer
, Author, senior editor Der Standard

 

“How does a historian [ethnographer] write about violence [against the history of his own city]? How can he make sense of violent acts, for himself and for his readers, without compromising its sheer excess and its meaning-defying core? How can he remain a scholarly observer when the country of his birth is engulfed by terror?”
These were the questions raised by Errol Valentine Daniel in his book „Chapters in an Anthropography of Violence” on the work of Omar Mohammed, the Iraqi historian and journalist behind Mosul Eye – the anonymous news blog that reported on conditions in Mosul and the atrocities carried out by ISIS during the group’s occupation of the city.
As one of the main sources of information on daily life in the city under ISIS control, the Mosul Eye blog was a crucial resource for the outside world. Since Mosul was liberated, Omar Mohammed continues to work to support the revival of the city.
His focus has now shifted to developing civil society, having transformed Mosul Eye into a collective of citizen activists and a global platform for the world to interact with and support the city’s recovery.
He will give an insight on the current situation and recent developments in Mosul and in Iraq.

 Omar Mohammed
is a Mosuli historian and civil society practitioner. He focuses his scholarly work on conceptual history and research dealing with local historiographies and narratives, micro-histories and Orientalism. Omar is a regular media commentator on Iraq, has an MA in Middle East History from the University of Mosul, and was named 2013 Researcher of the Year by Iraq’s Ministry of Higher Education and Scientific Research. His doctoral research in Europe explores history and historians in 19th and 20th century Mosul. He was also a 2018 Yale Greenberg World Fellow.

DI25. Februar, 19:00UHR

RECHT UND POLITIK

Reihe: Demokratie
KuratorIn:
Vortragende: Clemens Jabloner

CLEMENS JABLONER
RECHT UND POLITIK

Moderation:
Isolde Charim, Philosophin, Autorin

Clemens Jabloner im Gespräch mit Isolde Charim zu seinen Erfahrungen in der Bundesregierung, zur Frage, welche Qualifikation ein Bundesminister/eine Bundesministerin haben sollte und über die Problematik einer anscheinend/scheinbar „unpolitischen“ Regierung.

Clemens Jabloner
(* 28. November 1948 in Wien) ist ein österreichischer Jurist. Er war Präsident des Verwaltungsgerichtshofs und ist Universitätsprofessor für Rechtstheorie an der Universität Wien. Er war vom 3. Juni 2019 bis zum 7. Jänner 2020 Bundesminister für Verfassung, Reformen, Deregulierung und Justiz, bis zum 1. Oktober 2019 zudem Vizekanzler der Republik Österreich.

MI26. Februar, 19:00UHR

Radical Politics for the Left

Reihe: Philoxenia
KuratorIn: Tessa Szyszkowitz
Vortragende: Laura Parker

LAURA PARKER

RADICAL POLITICS FOR THE LEFT

Until December 2019 Laura Parker was the national coordinator of Momentum, the grass roots movement which helped bring Jeremy Corbyn to power. She is now preparing a vision for the Labour Party after the new leader is elected in April. Laura Parker hopes for openminded, radical politics to oppose a Tory government, which has put severe stress on the country with austerity politics and a hard Brexit.

At Philoxenia Laura Parker will speak about the lessons the Party should learn from Corbyn‘s time as party leader and the future of the radical Left in Britain and in Europe.

Moderated by Tessa Szyszkowitz, journalist, author

DO27. Februar, 19:00UHR

ARBEITER, ABGEWERTET, RECHTS

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Klaus Dörre

Klaus Dörre
ARBEITER, ABGEWERTET, RECHTS

Unzufriedenheit und alltägliche Systemkritik der Arbeiter bleiben, auch wegen der ‚Entproletarisierung‘ der Mitte-Links-Parteien, politisch heimatlos. Parteien wie die AfD oder auch die FPÖ machen sich diese Stimmung zu nutze, werden zu Trägern einer Art rechten Arbeiterbewegung. Der Arbeitssoziologie Klaus Dörre hat in einer Vielzahl von Studien die Haltungen und Tiefenmotive von Arbeiterinnen und – männlichen – Arbeitern untersucht. Auffällig ist für ihn, dass sich das Gesellschaftsbild rechtsaffiner Arbeiter kaum von demjenigen sozialdemokratischer Altersgenossen unterscheidet.

Man fühlt sich ungerecht behandelt und übt deshalb Kritik am „System“. Und sehnt sich nach einer Republik zurück, in der Arbeiter respektiert waren und Leistung gerecht vergütet wird. Wer Frustration und Wut der arbeitenden Klassen verstehen will kommt um den Forscher Klaus Dörre nicht herum.

Moderation:
Robert Misik, Autor und Journalist

Klaus Dörre
ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.