MO10. Jänner, 19:00UHR

MORAL ALS BOSHEIT

Reihe: Zerrissene Jahre
KuratorIn: Philipp Blom
Vortragende: Alexander Somek

YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Philipp Blom im Gespräch mit Alexander Somek
MORAL ALS BOSHEIT

Moralische Vorwürfe verletzen oder verärgern, vor allem wenn sie einen unvermutet und aus dem Hinterhalt treffen. Plötzlich gilt man als Rassist, Sexist oder gar als elitär. Die Daumen werden nach unten gekehrt und die Menge schreit »Buh«. In den Chor einzustimmen verspricht den Teilnehmenden Statusgewinn, denn wer andere verurteilt, reiht sich damit sofort unter die Guten ein. Aber dieses Gutsein ist perfide. Die unbeirrbar auftretende Moral erweist sich bei näherer Betrachtung oftmals als boshaft. Sie vermeidet Begründungen, belohnt das Ducken und vertraut auf die blanke Macht der Entrüsteten. Inhaltlich lässt sie sich nicht verallgemeinern, denn sie mutet Menschen zu, Verhaltensmaßstäben zu genügen, denen sie nicht genügen müssen. Die Bosheit dieser Moral gilt es zu begreifen und das Recht von ihrem Einfluss freizuhalten.

In seinem Buch Moral als Bosheit befasst sich Alexander Somek, Rechtsphilosoph und kritischer Analytiker der Moralvorstellungen unserer Zeit, mit emotional aufgeladenen Debatten über Gendern, Sexismus, Rassismus oder Diskriminierung, mit dem Verhältnis von Recht und Moral; er stellt sich – und uns –die Frage, wie sich der Trend zur Aufspaltung in Gruppenidentitäten auf das Gemeinwohl auswirkt. Und er fragt, wie es in unserer moralisierenden, konsum- und wachstumsorientierten Gesellschaft um die soziale Frage, um das Streben nach sozialer Gerechtigkeit bestellt ist.

Alexander Somek ist in Wien geboren und aufgewachsen. Habilitationen an der Universität Wien zunächst für Rechtsphilosophie (1992), dann auch für Verfassungsrecht (2001); Professor of Law am College of Law der University of Iowa; Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; Gastprofessor in Princeton; Gastprofessor an der London School of Economics; seit 2015 Professor für Rechtsphilosophie und juristische Methodenlehre an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.

Philipp Blom studierte Philosophie, Geschichte und Judaistik in Wien und Oxford. Er lebt als Schriftsteller und Historiker in Wien und schreibt regelmäßig für europäische und amerikanische Zeitschriften und Zeitungen.

Moral als Bosheit. Rechtsphilosophische Studien ist im Sommer 2021 im Verlag Mohr Siebeck erschienen. 202 Seiten, ISBN 978-3-16-160835-3, auch als e-book erhältlich.

DO13. Jänner, 19:00UHR

CLIMATE CHANGE: A PREFERRED ARENA FOR GLOBAL COMPETITION?

Reihe: China im Blick
KuratorIn: Irene Giner Reichl
Vortragende: Alex Hai Zhang, Velina Tchakarova, Nebojša Nakićenović

ZOOM Live / Facebook Live

Irene Giner-Reichl in conversation with Alex Hai Zhang, Velina Tchakarova, Nebojša Nakićenović

CLIMATE CHANGE: A PREFERRED ARENA FOR GLOBAL COMPETITION?

While the latest round of negotiations at the UN Framework Convention on Climate Change Conference of the Parties in Glasgow did not achieve the long-awaited breakthrough in commitments, climate change  – and the transition to carbon-neutral energy systems which it necessitates – become increasingly visitable as arenas for global competition which – as has been argued by reputed Chinese political scientist Yan Xuetong at a previous edition of “Looking at China” – is driven to a large extent by technological advances.  The US and China announced a dedicated pact on climate change at the Glasgow summit. Climate Change is a long-standing item on the list of cooperation areas the EU pursues with China. The US, the EU (so far the only political entity successful in decoupling GDP growth from resource/energy use), and China have each committed to target dates for carbon neutrality. Russia is a major player when it comes to securing conventional energy (oil and gas) both to Europe and to China.

In our conversation we will explore how some of the long-term patterns of technological change, economic development and response to climate change play themselves out as factors of global power struggles. We will hear how China has integrated climate change mitigation and adaptation in its current Five Year-Plan, whether support for “ecological civilization” will be sufficient to engineer the massive effort of de-carbonizing the Chinese economy, and how Belt and Road might contribute to new carbon-neutral infrastructure in numerous areas of the world. We will explore how Russia fits in the global equation and how a major decarbonization of the global economy might impact it.

Alex Zhang, Executive Director of Eco Foundation Global, live from China (via zoom)
Velina Tchakarova, Director, Austria Institute for European and Security Policy (AIES)
Nebojša Nakićenović, Prof. em. Vienna University of Technology, Vice-Chair of Group of Scientific Advisors to EC Commission, former Deputy Director General of IIASA
Moderation: Irene Giner-Reichl, Ambassador ret.

MO17. Jänner, 19:00UHR

THE OLD IS DYING AND THE NEW CANNOT BE BORN YET

Reihe: Hegemonien und Allianzen
KuratorIn: Walter Posch
Vortragende: Soli Özel

YouTube Premiere „Aus Kreisky Wohnzimmer“

Walter Posch in conversation with Soli Özel

THE OLD IS DYING AND THE NEW CANNOT BE BORN YET

Europe faces a triple challenge strategically: 1.) The relative retreat of the “west” along with demographic realities reduces its overall presence in the strategic picture. 2.) The future of the transatlantic relation is cloudy unless Europe contributes significantly to dealing with the alliance’s challenges. 3.) The problems arising from the ambitions of two neighbors one of which Turkey, is a NATO ally. Is strategic autonomy the key to these challenges?

Soli Özel, Professor of International Relations and Political Science at Kadir Has University, Istanbul, Journalist, Author.  Currently, he is a Tom and Andi Bernstein Fellow at the Schell Center, Yale Law School.

Walter Posch, Senior Fellow Institute for Peace Support and Conflict Management (IFK)

SA22. Jänner, 11:00UHR

BRUNO KREISKY – DER GROSSE VERSÖHNER UND ERZIEHER

Reihe: Bruno Kreisky Geburtstag
Vortragende: Barbara Coudenhove-Kalergi

YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Zum 111. Geburtstag von Bruno Kreisky

BRUNO KREISKY – DER GROSSE VERSÖHNER UND ERZIEHER

FESTREDE VON BARBARA COUDENHOVE-KALERGI
Journalistin, Publizistin, STANDARD Kolumnistin und ehem. Osteuropa-Korrespondentin des ORF

Bruno Kreiskys Denken und Wollen spielte – wie er es selbst formulierte – „Der Mut zum Unvollendeten“ eine große Rolle. Das hatte nichts mit Zögerlichkeit oder Halbherzigkeit zu tun. Der Mut zum Unvollendeten bedeutete vielmehr, dass Ideologien und gesellschaftliche Strukturen für ihn kein in sich geschlossenes endgültiges System waren und schon gar kein Endstadium der Geschichte. Es war ein Bekenntnis zum Neuen, zur schrittweisen Reform, ein Bekenntnis zur Überprüfbarkeit politischer Entscheidungen im Sinne von Karl Popper. Und es war eine Abgrenzung gegenüber dogmatischen oder gar totalitären Positionen.
Jedes politische und gesellschaftliche System ist unvollendet und muss unvollendet sein. Denn, was Menschen machen, kann auch von Menschen zum Besseren verändert werden. Die Freiheit dazu darf man ihnen nicht nehmen.

 

MO24. Jänner, 19:00UHR

UNBEHAGEN

Reihe: Genial Dagegen
KuratorIn: Robert Misik
Vortragende: Armin Nassehi

ZOOM Live / Facebook Live

ARMIN NASSEHI

UNBEHAGEN
Theorie der überforderten Gesellschaft

„Perspektivendifferenz statt normativer Sicherheit – das ist das Kunsthandwerk, das über den Erfolg künftiger Koalitionen und die Zukunft unserer Gesellschaft im 21. Jahrhundert entscheiden wird – und das kann man bei Armin Nassehi lernen.“
taz, Peter Unfried

Der Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, aus einem Guss und womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaf t kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können. In Krisen wird diese systematische Überforderung der Gesellschaft mit sich selbst besonders deutlich.
Armin Nassehi zeigt, warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgsellschaften zwangsläufig scheitern muss. Aus dieser notorischen Enttäuschung resultiert ein Unbehagen, das den Blick auf die Gesellschaft von ihrer grundlegenden Selbstüberforderung ablenkt.

Mit Robert Misik spricht der Soziologe über sein neues Buch.


Armin Nassehi
, geb. 1960 in Gifhorn, ist ein deutscher Soziologe. Er ist Professor für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 2012 Herausgeber der Kulturzeitschrift „Kursbuch“. Der Schwerpunkt seiner Forschung liegt auf dem Gebiet der soziologischen Theoriebildung sowie der empirischen Erforschung unterschiedlicher Felder auf der Basis eines differenzierungstheoretischen Designs.

Robert Misik, Autor und Journalist

Armin Nassehi:
UNBEHAGEN
Theorie der überforderten Gesellschaft

Verlag C. H. Beck, September 2021, ISBN  978-3-406-77453-9
Hardcover 26,- €; auch als e-book erhältlich!

DI25. Jänner, 19:00UHR

THE FORTY-YEAR WAR IN AFGHANISTAN

Reihe: Philoxenia
KuratorIn: Tessa Szyszkowitz
Vortragende: Tariq Ali

ZOOM Live / Facebook Live

Tessa Szyszkowitz in conversation with Tariq Ali
THE FORTY-YEAR WAR IN AFGHANISTAN: A CHRONICLE FORETOLD

The occupation of Afghanistan is over, and a balance sheet can be drawn. Rarely has there been such an enthusiastic display of international unity as that which greeted the invasion of Afghanistan in 2001. Compared to Iraq, Afghanistan became the “good war.” But a stalemate ensued, and the Taliban waited out the NATO contingents. Today, with the collapse of the regime in Kabul, the takeover of the Taliban and the messy retreat of the US, UK and allied forces in August 2021, what does the future hold for a traumatised Afghan people? Will China become the dominant influence in the country?

In his latest book the British-Pakistani author Tariq Ali presents his essays on war and peace in the region. Tariq Ali has been following the wars in Afghanistan for forty years. He opposed Soviet military intervention in 1979, predicting disaster. He was also a fierce critic of its NATO sequel, Operation Enduring Freedom. In a series of trenchant commentaries, he has described the tragedies inflicted on Afghanistan, as well as the semi-Talibanisation and militarisation of neighbouring Pakistan. Most of his predictions have proved accurate. The Forty-Year War in Afghanistan: A Chronicle Foretold brings together the best of his writings and includes a new introduction.

“Ali’s discussion of Afghanistan is highly valuable because of the questions it raises … a starting point for a much-needed debate.” New York Times

Tariq Ali has written more than two-dozen books on world history and politics—the most recent of which are  The Clash of Fundamentalisms, The Obama Syndrome and The Extreme Centre—as well as the novels of his Islam Quintet and scripts for the stage and screen. He is a long-standing member of the editorial committee of New Left Review and lives in London.

„Ali remains an outlier and intellectual bomb-thrower, an urbane, Oxford-educated polemicist.” — The Observer

Tariq Ali, writer, historian and filmmaker member of the editorial committee of the New Left Review and Sin Permiso,

Tessa Szyszkowitz, Author and Journalist for PROFIL, Falter and Cicero. She is also Senior Associate Fellow at the Royal United Services Institute in London.


The Forty-Year War in Afghanistan
A Chronicle Foretold
by Tariq Ali
Paperback and e-book
Vero, October 2021
40% discount until Janury 31, 2022!

 

MI26. Jänner, 19:00UHR

JÜDISCH-LINKS-REVOLUTIONÄR

Reihe: Grenzen
KuratorIn: Hanno Loewy
Vortragende: Isabel Frey

YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

Hanno Loewy im Gespräch mit Isabel Frey
JÜDISCH-LINKS-REVOLUTIONÄR

Auf ihrer Suche nach einer säkularen und politisierten jüdischen Identität in der Diaspora stieß Isabel Frey auf die Tradition und die Musik der jüdischen Arbeiter*innenbewegung, mit der sie auf die heutige Politik Bezug nimmt.

Isabel Frey ist Sängerin Jiddischer Musik und Aktivistin für soziale Gerechtigkeit. Mit ihren Interpretationen von jiddischen Revolutions- und Widerstandsliedern, die auch Bezug auf aktuelle politische Themen nehmen, will sie die Tradition des linken jüdischen Aktivismus weitertragen und das kulturelle Erbe der Diaspora aufleben lassen. Dabei tritt sie immer wieder auch bei politischen Protesten auf, wie zum Beispiel auch bei den Wiener Donnerstagsdemos gegen die Schwarz-Blaue Regierung, oder versucht über ihre musikalische Praxis Solidarität mit Geflüchteten oder Palästinenser*innen zu zeigen. Ihr Debütalbum Millenial Bundist erschien im Herbst 2020. Neben ihrem musikalischen und politischen Engagement forscht und lehrt die junge Sozial- und Kulturwissenschaftlerin über jiddische Musik und jüdische Identität im Rahmen ihres Doktorats an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien.

Hanno Loewy, Literatur- und Medienwissenschaftler, Publizist und Direktor des Jüdischen Museums Hohenems, spricht mit Isabel Frey über Grenzen und Grenzüberschreitungen im Denken.
Das Reden über Jüdisches Leben, Antisemitismus und den Nahost-Konflikt wird immer mehr zum Werkzeug von Ausgrenzung und Polarisierung missbraucht. Inwieweit kann Musik, und widerständige jüdische Tradition, zugleich politisch sein und andere Verbindungen und Koalitionen ermöglichen – quer zu den Nationalismen der Gegenwart. Und schließlich: Wieviel utopische Illusion ist erlaubt in einer Zeit, in der wir gerade vorgeführt bekommen, wie politische Täuschung funktioniert.

MO31. Jänner, 19:00UHR

KINDERARMUT IN ÖSTERREICH

Reihe:
Vortragende: Erich Fenninger, Viktoria Reisinger

YouTube Premiere „Aus Kreiskys Wohnzimmer“

ERICH FENNINGER IM GESPRÄCH MIT VIKTORIA REISINGER

KINDERARMUT IN ÖSTERREICH

Immer mehr Kinder und Jugendliche haben nicht die gleichen Chancen auf ein gelingendes Leben, weil ihre Familien armutsbetroffen sind. Sie haben keine adäquate Winterkleidung, sind öfters krank und können nie auf Urlaub fahren. Dadurch werden sie vom sozialen Leben ausgeschlossen.
In Österreich sind 232.000 Kinder unter 14 Jahren armutsgefährdet. Gemeinsam diskutieren Erich Fenninger und Viktoria Reisinger die Gründe von Kinderarmut in Österreich, die verschiedenen Dimensionen von Armut und was es braucht um möglichst effizient dagegen vorzugehen.

Viktoria Reisinger, Politikwissenschaftlerin, Referentin im Frauenbüro der Arbeiterkammer Oberösterreich und Autorin beim A&W blog

Erich Fenninger, Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe Österreich