Bruno Kreisky
Bruno Kreisky (1911 – 1990)
Bruno Kreisky war zweifellos der prominenteste und einflussreichste Politiker im Österreich der Nachkriegsjahre. Etwa dreißig Jahre lang gestaltete er die Politik seines Landes und hob dessen Ansehen in der ganzen Welt, zuerst als Staatssekretär (1953-1958), dann als Außenminister (1959-1966) als Vorsitzender der damals in der Opposition befindlichen sozialdemokratischen Partei und schließlich als Bundeskanzler (1970 bis 1983). Während seiner langen Amtszeit erreichte Österreich einen bis dahin noch nie gekannten Wohlstand. Kreisky nutzte sie, um Reformen des Wahlrechts, des Erziehungssystems und der Justiz vorzunehmen. Auch vereinzelte Skandale überstand er souverän. Kreisky versuchte, die Demokratie in Österreich gleichermaßen zu erweitern und zu vertiefen und den Dialog auf internationaler Ebene zu verstärken.
Bruno Kreisky wurde am 22. Jänner 1911 in Österreich in eine jüdische Mittelklassefamilie geboren. Empört durch die Armut und Gewalt, die er im Österreich der Zwischenkriegszeit erlebte, trat er im Alter von sechzehn Jahren der sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) bei. Unter dem autoritären Schuschnigg-Regime wurde Kreisky im Jahr 1935 verhaftet und für eineinhalb Jahre ins Gefängnis gebracht. Unter den Nazis wurde Kreisky im März 1938 erneut inhaftiert, diesmal in einem Gestapo-Gefängnis. Er wurde gezwungen, nach Schweden zu emigrieren, wo er Vera Fürth heiratete und seine Kinder geboren wurden. Trotz Kreiskys Anstrengungen, 1946 nach Österreich zurückzukehren, wurde er in Schweden als Diplomat außer Landes gehalten und kehrte erst 1951 wieder in seine Heimat zurück. Er begann seine politische Karriere als Berater des damaligen Präsidenten Theodor Körner. Nach seiner Ernennung zum Staatssekretär für auswärtige Angelegenheiten des Bundeskanzleramtes nahm Kreisky an entscheidenden Verhandlungen teil, die zum österreichischen Staatsvertrag und zur Annahme des Neutralitätsgesetzes führten und einen zehnjährigen Zeitraum beendeten, während dessen Österreich von den vier Alliierten verwaltet wurde.
Kreiskys analytischer Geist und seine Intelligenz, aber auch sein tief verwurzelter Humanismus, seine Integrität, sein unermüdliches Eintreten für Toleranz und soziale Gerechtigkeit sowie sein profundes Verantwortungsgefühl wurden von Politikern in Ost und West ebenso wie von Wissenschaftlern geschätzt. Diese Eigenschaften brachten ihm das Vertrauen und die Bewunderung von internationalen Führungspersönlichkeiten seiner Zeit wie Willy Brandt, Indira Ghandi, John F. Kennedy, Charles de Gaulle, Anwar al-Sadat, Henry Kissinger und François Mitterrand ein. Seine internationalen Verbindungen und seine Position als Bundeskanzler eines neutralen Staates ermöglichten es ihm, die Funktion eines uneigennützigen Vermittlers für Frieden, Menschenrechte und Entwicklungsinitiativen auf internationaler Ebene auszuüben.
In Memoriam Bruno Kreisky
„Der Sinn des Lebens ist das Unvollendete.“ Bruno Kreisky 21. Jänner 1911 – 29.7.1990
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Quelle: Politik und Leidenschaft. BRUNO KREISKY. Ein Film von Helene Maimann, Dor Film/ORF 2011